OBEG - Organisch-Biologische Erzeugergemeinschaft Hohenlohe

Ein Besuch der OBEG in Schrozberg-Zell im November 2019 bietet unmittelbare Eindrücke und die Möglichkeit des direkten Kontaktes mit Verantwortlichen der OBEG. Erwartet und herzlich empfangen wird die Gruppe von Anna Schmieg. Sie ist Doktorin der Verfahrenstechnik mit dem Schwerpunkt Lebensmittel und hat in Karlsruhe studiert. Zusammen mit Walter Schuch und Richard Beck ist Anna Schmieg seit 2017 Geschäftsführerin der OBEG. Schuch und Beck gründeten die Erzeugergemeinschaft vor 30 Jahren mit 7 anderen Landwirten auf Schuchs Hof.



Heute gibt es auf dem Gelände ca. 150 Silozellen, die ausschließlich für Bio- und hauptsächlich für Bioland- und demeter-Getreide genutzt werden. Es wird nach der Anlieferung gereinigt, getrocknet, wenn nötig, und für die Vermarktung vorbereitet. Die Reinigung erfolgt durch verschiedene Verfahren wie Sieben und Trennung nach Gewicht, Größe, Form und spezifischem Gewicht. Schwer zu trennende Fremdgetreide und Unkrautsamen im Getreide oder Saatgut werden in modernen Anlagen mittels Farbauslese mit Kameras detektiert und entfernt. Verarbeitet werden Getreide, darunter zahlreiche Urgetreidesorten und Hülsenfrüchte, sowie als weiterer Schwerpunkt Ölsaaten wie Sonnenblumenkerne und Leinsamen. Neu ins Sortiment aufgenommen wurden Amaranth und Hirse, ab dem Frühjahr 2020 soll auch Buchweizen dazukommen.

Die anliefernden Landwirtschaftsbetriebe sind in dem Gebiet von Heidelberg bis nach Franken und von Wertheim bis zur schwäbischen Alb ansässig und die Betriebsgrößen der Mitglieder variieren von ganz klein bis mittelgroß. Alle Betriebe, die nach den OBEG Richtlinien arbeiten, können Mitglied werden. Was sie anbauen wird zum Teil, vor allem wenn es sich um Sonderkulturen wie Sonnenblumen und Leinsamen oder auch Waldstaudenroggen handelt, von der OBEG koordiniert. Derzeit beschäftigt die OBEG rund 30 Menschen in Voll- und Teilzeit, die insgesamt rund 8000 t Getreide und Saatgut aufbereiten und verpacken. Bisher wird das Mehl noch in einer Bio-Mühle außerhalb gemahlen, aber auch das soll zukünftig bei der OBEG gemacht werden. Abgepackt wird das Getreide noch von Hand. Das nächste Projekt ist eine automatische Verpackungsanlage, für die bereits Vorbereitungen laufen.

Hauptabnehmer der OBEG-Erzeugnisse sind bislang Biobäckereien, die außer den Getreideprodukten auch Backtriebmittel, Gewürze, Saaten etc. beziehen können. Die OBEG hat ein Backmittel mit korneigenen Enzymen und eigenem Malz entwickelt und auf den Markt gebracht, welches eine lange Teigführung und eine längere Haltbarkeit ermöglicht, auch für Kleingebäck.
In Karlsruhe gehört zum Beispiel die Bäckerei Nussbaumer zum festen Kundenstamm.

Auch das Lager wurde erneuert. Die neue Lagerhalle bietet Platz für rund 900 Paletten und ist teilweise in den Fels gebaut, um schön kühl zu bleiben. Neu ist auch eine Holzhackschnitzel-Heizung, die alle Gebäude heizt. Verfeuert wird bisher Holz aus dem eigenen Wald, allerdings plant Anna Schmieg, dafür zukünftig die Sonnenblumenschalen zu verwenden, die bei der Verarbeitung der Sonnenblumenkerne vor Ort anfallen. Bisher sind diese noch nicht als Brennstoff zugelassen.

Anna Schmieg erwähnt noch interessante Besonderheiten: so kommt das Hartweizenmehl aus der Region, während der Hartweizengrieß, den die OBEG vertreibt aus Südtirol kommt, da die regionalen Mühlen Hartweizengrieß nicht in der benötigten Qualität verarbeiten können.
Bei dem für die OBEG angebauten und von der OBEG vermarkteten Dinkel handelt es sich um Rotkorn-Sorten, also keine mit Weizen gekreuzte Sorten. Dinkel muss immer mit Spelz gelagert werden und wird erst kurz vor dem Verarbeiten und Abpacken vom Spelz befreit. So behält er seine wertvollen Inhaltsstoffe.